Geschäftsbericht

Die santésuisse-Gruppe ist die führende Branchenorganisation der Schweizer Krankenversicherer. Sie setzt sich für ein freiheitliches, wettbewerbliches und soziales Gesundheitswesen ein, das auch in Zukunft bezahlbar bleibt.

Editorial

Neues Parlament, neue Ideen

Editorial

Neues Parlament, neue Ideen

Die Ankündigung der Prämien für 2024 schickte Schockwellen durch die Medien, die Politik und die Bevölkerung. Die ersten Reaktionen auf die Erhöhung der durchschnittlichen Prämie um 8,7 Prozent war Unglauben: Wie konnte es nur soweit kommen, dass der bereits sehr hohe Anstieg der Prämien im Vorjahr mehr als nur ein einmaliger Ausreisser war? In den Analysen übertrafen sich die Kommentatoren mit Empfehlungen, wie das Steuer nun herumzureissen sei. Die Geschichte der bedeutendsten gesundheitspolitischen Vorlagen der letzten 20 Jahre lehrt uns aber, dass es substanzielle Veränderungen schwer haben – und viel Geduld erfordern. Ein Paradebeispiel dafür ist die nach 14 Jahren politischen Ringens verabschiedete Vorlage zur einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS). Letztlich war der Konsens nur mit teuren Geschenken an die Kantone zu erkaufen. Der schliesslich gefundene Kompromiss mit dem Einbezug der Kosten der Langzeitpflege lässt die Frage offen, ob die Belastung für die Prämienzahlerinnen und -zahler letztlich nicht höher wird als ohne EFAS.

Unverständlich ist angesichts des Kostendrucks, dass der Bundesrat nicht entschiedener mit Sofortmassnahmen in den Bereichen, die in seiner Preisfestsetzungskompetenz liegen, eingegriffen hat. santésuisse hat wiederholt darauf hingewiesen, dass sich mit der Senkung der Labortarife und der Medikamentenpreise auf das Niveau des europäischen Auslands sowie der vermehrten Abgabe von Generika weit über eine Milliarde Franken einsparen liesse. Mittel- und langfristig muss die Versorgungsplanung bei den Spitälern sowie den Ärztinnen und Ärzten regionalen bzw. nationalen Planungskriterien folgen und damit effizienter werden.

Ein Lichtblick stellen immerhin die erreichten Fortschritte bei der Entwicklung eines neuen Tarifwerks für die Vergütung von ambulanten Arztleistungen dar. santésuisse steht gemeinsam mit H+ Die Spitäler der Schweiz zum umfassenden Tarifwerk mit ambulanten Pauschalen und einem Einzelleistungstarif. Der Ball liegt nun beim Bundesrat bzw. bei der neu gewählten Vorsteherin des eidgenössischen Departements des Innern (EDI), dass die längst überfällige Tarifrevision bald Realität wird.

Neben der Bewältigung der gesundheitspolitischen Herausforderungen war 2023 die Digitalisierung ein weiteres wichtiges und anspruchsvolles Betätigungsfeld für santésuisse und seine Mitglieder. Es braucht einen zielgerichteten und gemeinsamen Effort, damit unser Gesundheitswesen hinsichtlich der Digitalisierung auf einen zeitgemässen Stand kommt. santésuisse und seine Tochterunternehmungen wollen dabei eine massgebliche Rolle als Triebkräfte einnehmen und die Mitglieder tatkräftig auf dem Weg zur Digitalisierung unterstützen. 

Ich danke dem Verwaltungsrat, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von santésuisse und der Gruppengesellschaften sowie den Mitarbeitenden der Krankenversicherer, welche in den Verbandsgremien mitwirken, für ihren Beitrag und ihren grossen Einsatz zu Gunsten unseres Gesundheitswesens. Gemeinsam sind wir eine konstruktive und gestaltende Kraft, die Lösungen für die Zukunft entwickelt. Mit unserem Einsatz tragen wir wesentlich dazu bei, dass unser Gesundheitswesen qualitativ hochstehend und bezahlbar bleibt.

Martin Landolt
Verwaltungsratspräsident


Das Jahr 2023 in Kürze

Alternative Versicherungsmodelle, und somit auch Gatekeeper-Modelle, liessen sich ohne weiteres zum neuen Standard in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung erklären. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten der Universität Zürich im Auftrag von santésuisse. Damit könnten Doppelspurigkeiten vermieden, die Steuerung verbessert – und mehr marktwirtschaftliche Elemente integriert werden.

Die Krankenversicherer werden das Jahr 2022 wegen stark gestiegener Leistungskosten voraussichtlich mit einem Minus von rund 1,5 Milliarden Franken abschliessen. santéuisse fordert rasch wirkende kostendämpfende Massnahmen, um Ein- und Ausgaben wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wie es das Gesetz vorschreibt. Starke Prämienerhöhungen sind ansonsten nicht zu vermeiden.

In der Frühjahrssession lehnt der Ständerat drei Vorstösse ab, die einen automatischen Abbau der finanziellen Reserven der Krankenversicherer verlangen, wenn diese die geforderte Mindesthöhe zu stark überschreiten. 

Der Bundesrat schlägt vor, dass die Tarifpartner den Tarif für Laboranalysen direkt verhandeln. Ein Auslandpreisvergleich von santésuisse hat gezeigt, dass die umsatzstärksten Laboranalysen in der Schweiz im Durchschnitt fast dreimal so teuer sind wie in den Vergleichsländern Deutschland, Frankreich, Niederlande und Österreich.

Das Preisniveau der patentgeschützten Medikamente ist im europäischen Ausland im Durchschnitt 5,4 Prozent tiefer als in der Schweiz. Im Ausland sind Generika um rund die Hälfte günstiger (45,5 Prozent), Biosimilars kosten 27,5 Prozent weniger. Dies hat der 14. gemeinsame Auslandpreisvergleich von santésuisse und Interpharma 
ergeben.

Der Jahreskongress im Rahmen der Generalversammlung von santésuisse beschäftigt sich mit aktuellen gesundheitspolitischen Herausforderungen, insbesondere der ungebremsten Kostenentwicklung. An das im Herbst neu zu wählende Parlament wird die Erwartung gerichtet, dass aus dem Wettbewerb der Ideen mehr als nur verwässerte und zahnlose Massnahmen hervorgehen – sonst drohen Prämienerhöhungen, die von sehr vielen Versicherten nicht mehr getragen werden können.

Eine Studie von santésuisse belegt: Mit einer bedingungslosen Integration der Pflegekosten in die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) würden die Effizienzvorteile von EFAS in ihr Gegenteil verkehrt und die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler zusätzlich belastet.

Am 2. August haben 218 Lernende ihre kaufmännische Lehre in der neu geschaffenen beruflichen Grundbildung Kranken- und Sozialversicherungen (GKSV) in Angriff genommen. Von den Krankenversicherern über die Ausgleichskassen bis hin zu Pensionskassen sind neu alle Sozialversicherungszweige für die Branchenausbildung unter einem Dach vereint. 

Der Bundesrat kommuniziert die Prämien für 2024. Angesichts des Anstiegs der durchschnittlichen Prämie um 8,7 Prozent, fordert santésuisse Sofortmassnahmen – beispielsweise die Senkung der Labortarife und der Medikamentenpreise auf das Niveau des europäischen Auslands sowie die vermehrte Abgabe von Generika.

Der Verwaltungsrat von santésuisse heisst die Einführung eines umfassenden Tarifwerks, das ambulante Pauschalen mit einem Einzelleistungstarif kombiniert, gut. Mit diesem Entscheid setzt santésuisse den Willen von Parlament und Bundesrat um und schafft die Grundlagen dafür, die ambulanten Pauschalen in naher Zukunft breit zum Einsatz zu bringen.

Das Parlament verabschiedet nach 14 Jahre dauernder Beratung die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS). Damit werden die Zahlungsströme wesentlich verändert. santésuisse betont, dass die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler mit der verabschiedeten Lösung aufgrund der Integration der Pflege später stärker belastet werden könnten.


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