Geschäftsbericht

Die santésuisse-Gruppe ist die führende Branchenorganisation der Schweizer Krankenversicherer. Sie ist im Einsatz für ein freiheitliches, wettbewerbliches und soziales Gesundheitswesen.

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Editorial

Die Corona-Pandemie hat von allen Beteiligten einen hohen Einsatz verlangt. Die Dämpfung des Kostenanstiegs ist wichtiger denn je.

Editorial

Die Corona-Pandemie hat von allen Beteiligten einen hohen Einsatz verlangt. Die Dämpfung des Kostenanstiegs ist wichtiger denn je.

Corona hat unser Gesundheitswesen in den Ausnahmezustand versetzt und von allen Beteiligten ein besonderes Engagement verlangt. Auch im zweiten Jahr der Pandemie konnten die Krankenversicherer mit Nachdruck beweisen, dass sie ihre systemrelevante Aufgabe jederzeit wahrnehmen können. Dank ihrer soliden Reserven ist es den Krankenversicherern gelungen, die kurzfristig eingetretenen ausserordentlichen finanziellen Belastungen aufzufangen. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Gesundheitskosten sind noch völlig offen. Einerseits ist unklar, ob die aufgeschobenen Operationen zu gesundheitlichen Komplikationen führen und welchen Einfluss sie auf die Kosten haben werden. Andererseits kann noch niemand abschätzen, wie stark Patientinnen und Patienten, welche auch Monate nach einer Corona-Infektion an starken Symptomen leiden, auf das Gesundheitswesen angewiesen sein werden. Zudem ist nicht auszuschliessen, dass weitere Infektionswellen mit Mutationen auf uns zurollen und weitere Nachimpfungen notwendig machen. 

Die Notwendigkeit der Kostendämpfung im Gesundheitswesen ist im Parlament grundsätzlich unbestritten. Mit der Aufnahme von ambulanten Pauschalen ins Gesetz wurde diesbezüglich ein wegweisender Entscheid gefällt. Er belohnt die Arbeiten der Tarifpartner, welche seit Jahren bereits an der Ausarbeitung eines auf ambulanten Pauschalen beruhenden Tarifwerks sind. Hingegen konnte sich das Parlament nur halbherzig zu wirksamen Sparmassnahmen durchringen. Im Bereich der Pflege stellen sich nach dem Ja des Stimmvolkes zur Pflegeinitiative nun zahlreiche Umsetzungsfragen. Angesichts der rasch auf unser Gesundheitswesen zukommenden Herausforderungen, vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung, muss die Pflegeinitiative daran gemessen werden, ob sie tatsächlich die richtige Antwort für die Zukunft ist.

Bei der Digitalisierung haben die Krankenversicherer im vergangenen Jahr weitere Fortschritte gemacht. Die allermeisten Angebote sind heute digital verfügbar, der Verband selber treibt zudem die digitale Versichertenkarte stark voran. Auch die digitale Autobahn des Datentransfers zwischen Versicherern und Spitälern kommt gut voran. Hier werden wir weiter aktiv bleiben, denn wir können nicht auf den Staat warten, um für unsere Versicherten massgeschneiderte Lösungen zu erhalten.

2021 war für santésuisse und seine Mitglieder ein anforderungsreiches Jahr. Ich danke dem Verwaltungsrat, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von santésuisse und seiner Gruppengesellschaften sowie den Mitarbeitenden der Krankenversicherer, welche in den Verbandsgremien mitwirken, für ihren Beitrag und ihren grossen Einsatz zu Gunsten unseres Gesundheitswesens. Nach über sieben Jahren im Dienst des Krankenversichererverbandes santésuisse gebe ich mein Amt als Verwaltungsratspräsident auf die Generalversammlung 2022 ab. Ich blicke auf eine herausfordernde und spannende Zeit zurück. In besonderer Erinnerung bleiben mir die erfolgreiche Festigung der Gruppenstruktur und die Übernahme der strategischen Führung durch santésuisse bei der Digitalisierung der Krankenversicherung. Auf der politischen Ebene begleitete mich als Konstante der Einsatz für die Mitglieder und die Prämienzahlerinnen und -zahler für ein freiheitliches, qualitativ hochstehendes und für alle bezahlbares Gesundheitswesen.

Heinz Brand
Verwaltungsratspräsident


Das Jahr 2021 in Kürze

Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) feiert sein 25-Jahr-Jubiläum. Seit es am 1. Januar 1996 in Kraft gesetzt wurde, hat es den Versicherten dank dem Solidaritätsprinzip einheitlichen Zugang zu medizinischen Leistungen gebracht. Der Anstieg der Gesundheitskosten konnte mit dem Gesetz allerdings nicht gestoppt werden. Damit sich breite Bevölkerungsschichten die Prämien in Zukunft noch leisten können, sind Reformen wichtiger denn je.

Ein Bericht der Bundesverwaltung zur einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) zeigt, dass die Voraussetzungen, um die Pflegekosten in EFAS zu integrieren, aktuell nicht gegeben sind. santésuisse lehnt die Integration der Langzeitpflege in das neue Finanzierungsmodell ab.

Mit der «Branchenvereinbarung Vermittler» sollen unerwünschte Telefonanrufe eingedämmt und die Qualität der Beratung erhöht werden. Für die Einhaltung der Vereinbarung ist die neue Aufsichtskommission Branchenvereinbarung Vermittler zuständig. Sie kann Sanktionen von bis zu 100'000 Franken in der Grundversicherung beziehungsweise bis zu 500'000 Franken in den Zusatzversicherungen aussprechen.

santésuisse kritisiert den Entscheid des Bundesrates, per Verordnungsänderung Druck auf die Reserven der Krankenversicherer auszuüben, als falsches Zeichen. Weitergehende Bestimmungen, etwa in Form eines automatischen Reserveabbaus, würden die Prämienstabilität nachhaltig gefährden.

Mit der Gründung der gemeinsa-men Tariforganisation «solutions tarifaires suisses sa» schaffen die Verbände H+, santésuisse und FMCH den Rahmen, um ambulante Pauschalen rasch auszuarbeiten und weiterzuentwickeln.

Die vereinigte Bundesversammlung hat in ihrer Schlussabstimmung den Grundstein gelegt für die nationale Einführung von ambulanten Pauschalen. Gemeinsam mit dem ebenfalls beschlossenen nationalen Tarifbüro ist damit der Weg frei, um den Tarif der Zukunft zu gestalten. Der wegweisende Entscheid des Parlaments ermöglicht die Ausarbeitung eines intelligenten Tarifs, der endlich Transparenz schafft und die Kostenentwicklung dämpft.

Die digitale Autobahn für das Gesundheitswesen steht immer mehr Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung. Mit dem Anschluss von vier weiteren Krankenversicherern können bereits drei Millionen Versicherte über das Smartphone die virtuelle Versichertenkarte VICARD nutzen.

Im Frühling 2021 hat santésuisse gemeinsam mit dem Verband Interpharma den Auslandpreisvergleich Medikamente durchgeführt. Das Resultat zeigt: Im Vergleich zu den letzten Jahren sind die Preisunterschiede noch grösser geworden. Die von der obligatorischen Krankenversicherung übernommenen Medikamentenkosten erreichten 2020 mit 7,6 Milliarden Franken einen bisherigen Höchstwert. santésuisse fordert wirksame Reformen, mit denen die Prämienzahler mehrere hundert Millionen Franken sparen könnten.

Der Bundesrat informiert, dass die Prämien 2022 im Schnitt um 0,2 Prozent sinken. Angesichts des starken Kostenwachstums im ersten Halbjahr 2021 verlangt santésuisse wirksame Sparmassahmen, damit die Prämien in Zukunft bezahlbar bleiben.

Die Partner H+, santésuisse und FMCH präsentieren in Bern ihr Tarifwerk mit ambulanten leistungsorientierten Pauschalen. Eingeladen sind sämtliche Branchenorganisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Bundesbehörden. Der neue Tarif bringt Vorteile für alle Beteiligten: transparente, faire und klar ausweisbare Vergütungen auf realer Kosten- und Leistungsbasis sowie einfache und verständliche Abrechnungen.

Am 7. santésuisse-Novemberkongress erörtern prominente Exponentinnen und Exponenten die Lage der Pflege. Die Teilnehmenden sind sich einig, dass die Umsetzung der Volksinitiative «für eine starke Pflege» zahlreiche Umsetzungsfragen bringen wird, die noch nicht beantwortet sind.

Die Tarifpartner H+ und santésuisse haben das ambulante Tarifwerk beim Bundesrat eingereicht. Damit schaffen die beiden Verbände die Voraussetzung, um ambulante Pauschalen per 1. Januar 2024 verbindlich einzuführen.